Sanierungs-Mörtel für Burg Landeck
Bei der Sanierung der Burgruine Landeck kamen drei unterschiedliche Fugenmörtel zum Einsatz. Das erscheint auf den ersten Blick aufwendig. Doch Mauerwerk aus unterschiedlichen Bauphasen sowie besonders exponierte Stellen erforderten eine spezielle Behandlung.
Die Ruine der Burg Landeck ist ein beliebtes Ausflugsziel im Pfälzer Wald bei Klingenmünster. Umso wichtiger, dass die Ruine kontinuierlich überwacht und auf Schäden überprüft wird. Dieser Aufgabe hat sich der Landeckverein e.V. verschrieben. Bauherr und Eigentümer der Burg ist das Land Rheinland-Pfalz. Doch der Landeckverein ist als Besitzer eingetragen und organisiert Führungen, Veranstaltungen und verpachtet die Bewirtschaftung. In Zusammenarbeit mit der Denkmalbehörde Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) überwacht er die Burg vor Ort und meldet auftretende Beeinträchtigungen. So auch im aktuellen Schadensfall. Aufgefallen waren zunächst Risse an den drei Flankierungstürmen in der Zwingermauer. Doch die Überprüfung, die die GDKE daraufhin durchführen ließ, ergab deutlich mehr Probleme. Eine umfassende Untersuchung des gesamten Bestands zeigte akuten Handlungsbedarf.
Mit der Zeit gewachsen
Die Burg Landeck entstand vermutlich zu Beginn des 12. Jahrhunderts, urkundlich belegt ist sie seit 1237. Die heute erhaltene Burganlage stammt allerdings aus verschiedenen Bauphasen. Die Kernburg mit dem Palas und dem Bergfried gehört zur ursprünglichen Anlage. Am Bergfried findet sich noch heute das typisch staufische Buckelquader-Mauerwerk des 12. Jahrhunderts.
Die umlaufende Zwingermauer wurde erst ab 1415 zur Verstärkung der Wehrfähigkeit hinzugefügt, wie es in dieser Zeit bei vielen Burgen in Mitteleuropa üblich war. Eine weitere großflächige Verteidigungsanlage inklusive einer Torbrücke entstand in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Weitere Ausbauten der Burg sind bis zu ihrer Zerstörung im Pfälzischen Erbfolgekrieg, Ende des 17. Jahrhunderts, nicht mehr bekannt. Der Bergfried und viele Teile der Mauern überstanden diese Zerstörung. Danach blieb die Burg jedoch dem Verfall überlassen.
Das änderte sich 1881 mit der Gründung des Landeckvereins und dem Beginn erster Instandsetzungsarbeiten. Erst in den 1960er Jahren fanden allerdings unter Aufsicht des Landesamtes für Denkmalpflege umfangreichere Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten statt. Teile der inneren Umfassungsmauern sowie die Zugangsbrücke und das Innere des Bergfrieds wurden wiederhergestellt. Weitere Arbeiten machten die Burg fit für eine Bewirtschaftung. Mehr als 50 Jahre später, nach einer intensiven Nutzung der Burg, war nun jedoch eine erneute Sanierung dringend erforderlich, um die Sicherheit der Besucher weiterhin zu gewährleisten.
Die umlaufende Zwingermauer entstand ab 1415. Der östliche Teil war Gegenstand der aktuellen Instandsetzungsarbeiten
Akuter Handlungsbedarf
Aufgrund der Nachrichten über die neuen Schäden führte die GDKE gemeinsam mit dem Institut für Steinkonservierung in Mainz (IFS) eine Bestandsaufnahme durch. Das Ergebnis zeigte dringenden Handlungsbedarf. Auf der Mauerkrone des Palas fand sich als Überbleibsel der letzten Sanierung ein Betongemisch, das weitgehend zerstört war. Auch der Mauermörtel in den noch erhaltenen Außenwänden des Palas war im Bereich direkt unterhalb der Mauerkronen zu einer bröseligen Konsistenz zerfallen. Er ließ sich an einigen Stellen schaufelweise aus dem Mauerwerk entfernen. Alter und Feuchtigkeit machten den gesamten Wänden des Palas zu schaffen. Die Mauern mussten teilweise neu aufgebaut und der Fugenmörtel an der kompletten Wand erneuert werden. Ein vergleichbarer Befund zeigte sich an der östlichen Zwingermauer. Auch hier mussten Teile der Wand neu gemauert und der Fugenmörtel komplett erneuert werden.
Die GDKE leitete Voruntersuchungen zur Instandsetzung ein, um die Mörtelauswahl und den Mörtelaufbau sowie die Farbgestaltung festzulegen. Hier arbeiteten die Denkmalbehörde und das IFS eng mit dem Mörtelhersteller tubag zusammen. Dieser verfügt über langjährige Erfahrung mit historischer Bausubstanz sowie die passenden Mörtel für diesen Zweck. Zudem sind hier Technologie und Wissen vorhanden, um den Mörtel genau auf die Anforderungen des jeweiligen Mauerwerks abzustimmen.
Unter Leitung des Architekten Marc Sattel aus Maxdorf starteten die Sanierungsarbeiten. Diese beschränkten sich bei einem großen Teil des betroffenen Mauerwerks auf eine klassische Bestandssicherung. Einige Bereiche mussten jedoch ganz neu aufgemauert werden. Dazu zählten beispielsweise die oberen vier Steinlagen der Palasmauer und Teile der Zwingermauer. Das davon betroffene Mauerwerk der Burg besteht aus rotem und gelbem Sandstein, der hauptsächlich aus der Umgebung stammt. Im Umfeld der Ruine finden sich heute noch genügend erhaltene Steine, die sich für die aktuellen Sanierungsarbeiten nutzen lassen.
Die Voruntersuchung hatte ergeben, dass die schadhaften Stellen Mauerwerk aus unterschiedlichen Entstehungszeiten stammen. Daraus folgten auch unterschiedliche Anforderungen an die Fugen- und Werkstein-Mörtel für die Sanierung.
So wurde die zum ältesten Burgbereich gehörende und freistehende Palasmauer mit „NHL-F Historischem Fugenmörtel" und „NHL-M Historischem Werksteinmörtel" saniert. Es handelt sich dabei um zementfreie Mörtelsysteme von tubag, die mit natürlich hydraulischem Kalk als Bindemittel rezeptiert sind und den ursprünglich verwendeten Kalkmörteln sehr nahekommen. Nur für die Mauerkrone wurde am Palas ein zementhaltiger Trasskalk-Fugenmörtel (TKF) verwendet, der den stärkeren Witterungseinflüssen auf der Krone besser Widerstand leisten kann als ein NHL-Mörtel. Die Standardversion des TrasskalkFugenmörtels wurde dafür extra in eine spezielle Mauerkronenvariante umgewandelt, die mit einer Druckfestigkeit von M 2,5 besser zu dem weicheren Mauerwerk passt. In der Farbigkeit ist der TKF an den NHL angeglichen.
Diese Mauerkronenvariante zeichnet sich auch dadurch aus, dass die Wasseraufnahme stark zurückgenommen ist und nun bei einem W-Wert von etwa 2 liegt. Unmodifiziert käme der Mörtel auf einen W-Wert von etwa 12. Wichtig war die Reduzierung der Wasseraufnahme, weil die Mauerkronen auch nach der Sanierung weiterhin ungeschützt der Witterung ausgesetzt sein werden, da keine Bedachung oder Einblechung vorgesehen ist. Diese Wasseraufnahme wurde so eingestellt, dass die Mauerkrone nicht komplett wasserdicht gehalten ist. Sie verhindert einen Feuchtigkeitseintritt durch zu starken Regen oder Schneefall. Diese spezielle Mauerkronenvariante wurde gleichzeitig im erdnahen Sockelbereich eingesetzt, da auch hier mit einer höheren Feuchtigkeitsbelastung gerechnet werden muss.
Die etwa zwei Jahrhunderte jüngeren Zwingermauern verfugten die Handwerker dort, wo die Struktur des Mauerwerks noch intakt war, ebenfalls mit NHLMörtel. Für die Bereiche, in denen die Struktur wieder neu aufgemauert werden musste, sowie für die Mauerkrone und die erdberührten Bauteile verwendeten sie den Trasskalk-Fugenmörtel TKF mit einer Druckfestigkeit M 2,5.Auch hier bekamen die Mauerkronen und Sockel die spezielle Variante mit eingeschränkter Wasseraufnahme spendiert. Die Farbigkeit wurde an der gesamten Zwingermauer der Farbigkeit des NHLMörtels angepasst.
Das ausführende Unternehmen für die Sanierungsarbeiten war die HWP Substanzbau GmbH aus Mannheim. Die Verarbeitung der verschiedenen Mörtelvarianten durch deren Fachhandwerker erforderte keine außergewöhnlichen Vorgehensweisen. Allerdings verfugten die Handwerker alle als empfindlich eingestuften Stellen im Mauerwerk per Hand, weil sich so eine Nachreinigung der Steine vermeiden ließ und das Mauerwerk entsprechend geschont wurde. Die anderen Mauerbereiche verfugten die Handwerker maschinell im Trockenspritzverfahren. Das galt auch für die Mauerkronen. Hier mit dem zusätzlichen Nutzen, dass sich durch das Trockenspritzverfahren mit dem TKF eine höhere Dichte und Festigkeit erzielen ließ und die Kronen so noch besser vor der erhöhten Feuchtigkeitsbelastung gesichert sind.
Für die Mauerkronen verwendeten die Handwerker einen Trasskalk-Fugenmörtel, der an die stärkeren Witterungseinflüsse auf der Krone angepasst ist.
Parallel zum Fugenmörtel wurde auch tubag Mauermörtel verwendet und auch hier kamen zwei verschiedene Varianten zum Einsatz. Dort, wo die Bestandswände nur in kleinen Bereichen eine Aufmauerung erforderten, kam ein historischer NHL Mauermörtel mit natürlich hydraulischem Kalk zur Anwendung und dort wo umfangreichere Aufmauerungen erforderlich waren, ein TWM Trass-Werksteinmörtel mit einer an das Mauerwerk angepassten, deutlich verringerten Festigkeitsklasse von M 2,5.
Insgesamt erforderten die Sanierung rund 70 Tonnen Mörtel für die Außenmauern des Zwingers und die Palasmauern im Innenhof der Kernburg. In allen Bereichen kam Fugenmörtel mit einem Kornaufbau von 0 – 4 mm zum Einsatz.
Der Schwerpunkt der Sanierungsarbeiten fiel in das vergangene Jahr, allerdings steht noch eine Instandsetzung der Risse in den Flankierungstürmen der östlichen Zwingermauer aus. Hier erwies sich die Berechnung der Statik als aufwendiger als erwartet, so dass die Rettungsarbeiten dort erst im Laufe dieses Jahres starten können.
Eine Ruine für 300 000 Besucher im Jahr
Die Sanierung der Burgruine Landeck erforderte speziell abgestimmte Fugen- und Mauermörtel. Sowohl die Funktion des Bauteils als auch der Ort der Anwendung waren hier von Bedeutung. Durch den Einsatz von Mörteln mit natürlich hydraulischem Kalk als Bindemittelbasis und solchen mit Trasskalk konnte ein stimmiges Sanierungskonzept umgesetzt werden, dass den unterschiedlichen Anforderungen gerecht wird.
Burg Landeck bei Klingenmünster hat sich den Charakter einer typischen Wehranlage des Hoch- und Spätmittelalters bewahrt. Glücklicherweise blieben wichtige Teile der Burg bis heute erhalten. Von weitem fällt kaum auf, dass es sich um eine Ruine handelt.
Von den Höhenzügen des Pfälzer Waldes gestattet der mit 23 m höchste Bergfried des Landstrichs einen weiten Blick in die Rheinebene. Auch von der Burgterrasse bietet sich ein malerischer Blick auf die Weinberge des Umlands. Burg Landeck zieht pro Jahr mehr als 300 000 Besucher an.
Das Projekt im Detail
Produkte & Systeme
Partner
Bauherr: | Das Land Rheinland-Pfalz |
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Architekt/ Planer: | Marc Sattel Architekt AUBauPLan, Maxdorf |
Bestandsaufnahme: | GDKE, Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Koblenz IFS, Institut für Steinkonservierung, Mainz, ifs-mainz.de |
Sanierungsarbeiten: | HWP Substanzbau GmbH, Mannheim, www.hwp-handwerkspartner.de |
Mörtel: | tubag Trass Vertrieb, Kruft, www.tubag.de |
100 Jahre tubag
Tradition trifft Moderne
Seit 100 Jahren ist tubag Ihr kompetenter Partner beim Erhalten historischer Bausubstanz, ebenso wie bei der Neugestaltung hochwertiger Lebensräume. Erfahren Sie mehr über die Menschen, Ereignisse und Projekte, die tubag geformt haben!